Bergbau am Tschirgant

Der Bergbau am Tschirgant


TäuferbewegungVermutlich hat der Bergbau am Tschirgant bereits um 1400 eingesetzt, die Verleihung von "Fundgruben" durch Herzog Sigismund wird jedoch erst 1446 in einer Urkunde erwähnt. Jeder Stollen hatte einen Namen. Gewonnen wurden Zinkblende, Galmei, Gelbbleierz, etwas Silber und vor allem Bleiglanz, das zur Silbergewinnung benötigt wurde.
Um 1450 waren nur vier Familien im Besitz der fünf Gruben, 1486 kamen mit sechs neuen Stollen weitere fünf Besitzer dazu. 1501 zählte man bereits 41 Stollen; die Schürfrechte wurden von Kaiser Maximilian I.. an besondere Persönlichkeiten übertragen: Spreng zu Sprengenstein, Füeger zu Hirschberg, dem Richter auf Petersberg u.a., aber auch an bürgerliche Familien. Ein Ruepp Kölle in Roppen scheint um 1535 als "Gewerker" einer Grube auf. Für die Gestattung der Schürf-und Abbaurechte nahm der Landesfürst Erzabgaben in Anspruch.
Von den hoch gelegenen Gruben wurden die Erze in Ledersäcken getragen, auch mittels Sackzug zu Tal geschafft und von Saumtieren zur Schmelzhütte gebracht. Die Sammelstelle der Erze war der Erzstadel, bei uns der "Arzstadel" in der "Rease" nahe beim Inn. Flöße wurden in der Waldeler Au gebaut. Sowohl Erzgestein als auch geschmolzenes Gut wurden auf den Flößen nach Innsbruck, Hall oder Schwaz transportiert. Es gab dafür eigens bestellte Floßleute. Einer von ihnen war der Erzfloßmann Hans Eiter aus Roppen, dem aus Unachtsamkeit um Pfingsten 1606 am Haller Rechen eine Erzlieferung im Fluss versank. Es wurden ihm 34 Gulden vom Erzfuhrlohn abgezogen.

TschirgantDurch den Aufschwung des Bergbaues im gesamten Tschirgantgebiet mit mehr als 1000 Bergleuten wurde ein eigener "Bergrichter" benötigt, der die Behandlung, die Entlohnung und das Leben der Knappen zu überwachen hatte. Dieser handelte auch Getreide, Schmalz, Salz, Tuch, Wein und anderes für die Berg- und Hüttenleute ein. Es ist naheliegend, dass auch die Roppener Bauern Produkte an die Bergleute verkauft haben.
Die Täuferbewegung machte dem Imster Bergrichter viel zu schaffen. Das unduldsame Vorgehen gegen diese Glaubensgemeinschaft und die gerichtliche Verfolgung der Andersgesinnten hatte die Abwanderung vieler guter Bergleute zur Folge. Um 1530 war der Höhepunkt des Bergbaues überschritten.
Mit Beginn des 17. Jahrhunderts ließ der Bergsegen nach und die Anzahl der Knappen wurde entsprechend geringer. 1663 standen nur mehr 12 Gruben in Belegung. Die Füeger zu Hirschberg zogen sich als "Hauptgewerken" zurück und ihnen folgten nach und nach ausländische Gewerken wie Graf Ferrari, Freiherr von Coreth, u.a.m. Infolge Erzmangels waren die Schmelzöfen nur mehr zeitweise in Betrieb. Um 1700 wurden die Roherze großteils in die landesfürstliche Hütte nach Brixlegg gebracht.
Um 1740 kam der Bergbau am Tschirgant zum Erliegen. Jahrzehnte lang wurden noch die vielen großen Halden am Tschirgant "durchkuttet". Auf der nördlichen Seite (nahe Karrösten und Imst) wurde bis nach dem Ersten Weltkrieg wiederholt eine Erzförderung versucht, jedoch ohne besondere Rentabilität.
Am Südabhang des Tschirgants oberhalb Roppen liegen zwischen 1400 m und 1800 m die alten Gruben des Bleierzbergbaues, ein weitläufiges Haldengebiet mit geringen Spuren ehemaliger "Einbaue" und Berghäuser. Noch heute erinnern Flurnamen an den einstigen Bergbau wie: Silbertal, Arzstadel, Knappenlöcher, Hüttwald, ......

Quelle: Georg Mutschlechner, Imst als Bergbauzentrum, Stadtbuch Imst 1976