Wasserversorgung einst und jetzt


Wasserversorgung einst und jetzt


Der vergangene heiße, trockene Sommer hat den älteren Gemeindebürgern sicher die Situation der früheren Jahre in Erinnerung gerufen, als das Wasser im Dorf noch sehr spärlich floss. In den "Tiroler Nachrichten" vom Jahre 1958 steht in Bezugnahme auf den in diesem Jahr gegründeten Verkehrsverein:
"Mehr als zwei Drittel der Fremdenbetten stehen in Privathäusern. Nur acht Zimmer haben Fließwasser. Dies soll aber nicht etwa auf einen mangelnden Sinn für Komfort hindeuten, sondern hat eine sehr nüchterne Ursache: Wo keine Wasserleitung besteht, gibt es auch kein Fließwasser. In den Siedlungen im Osten der Ortschaft leben 42 Familien ohne Fließwasser. In den modernsten Landhäuschen rinnt kein Tropfen Wasser aus den Leitungen. Die Hausfrauen müssen d. kostbare Nass weit vom Dorfbrunnen holen."

Nicht, dass es im Dorfe kein Fließwasser gab. Da Roppen aus vielen Weilern besteht, gestaltete sich die Wasserversorgung besonders schwierig. Vor dem Bau der neuen Wasserleitung lagen die Verteilungsrechte für das Trink-bzw. Nutzwasser meist in den Händen von Interessentschaften, die auch über die Anschlussgenehmigungen entschieden. Wer keine Anschlussberechtigung hatte, konnte sich in der Nähe eines Bewässerungswaales einen Wasserbehälter bauen und aus diesem das Nutzwasser herleiten. Die Füllung durfte aber nur während der Nachtstunden erfolgen. Da die Waale im Winter oft zugefroren waren, musste man sich bereits im Spätherbst mit genügend Wasser eindecken.

Für das Versorgungsgebiet Mairhof-Löckpuit bauten die Interessentschaften ein Reservoir im "Roasanger" (rechts des Leonhardsbaches unter Oberängern), für Oberängern stand eines oberhalb des Schießstandes. Der Weiler Roppen hatte zwei Quellfassungen oberhalb der Reithmähder im "Sagemahd". Vom Dorfbrunnen aus führten die Zuleitungen in die Häuser. Wenn die Schüttung nicht ausreichte, erfolgte die Speisung durch die Zuleitung aus dem Leonhardsbach. In der Trankhütte wurde das Wasser von den "Karrer Trög" bzw. vom "Simelers Feld" hergeleitet. Die Ötzbrucker holten bis zum Bau eines Brunnenschachtes (Anfang der Vierziger Jahre) das Wasser aus dem Inn. Erst 1976 wurden sie an die Gemeindewasserleitung angeschlossen. Obbruck, Mühle, Waldele und Hoheneck haben bis heute ein eigenes Reservoir.
Um Wasser zu sparen, war in jedem Haus, das eine Anschlussgenehmigung hatte, nur ein Wasserzufluss, jedoch keine Abwasserleitung gestattet. Das Abwasser musste mit Kübeln in Jauchengruben oder in diversen Wasserwaalen entsorgt werden. Es gab wenige Spül-klosette und Bäder. In den Ställen war ein zusätzlicher Wasserhahn erlaubt. Die Wäsche musste in den Dorfbrunnen gewaschen, zumindest geschwemmt werden.
Wegen der schlechten Wasserversorgung ist es auch verständlich, dass in Roppen beinahe keine Bautätigkeit, bzw. Modernisierung der Altbauten erfolgte. Erst durch den Bau einer Hochdruck-Wasserleitung und eines Sammelbeckens oberhalb der Reichenbachalm und eines Reservoirs in Oberängern (1959 bis 1962) durch die Gemeinde - unter Bgm. Josef Pohl - konnte jedem Haushalt genügend Wasser zugeführt werden. Im Jahre 1986 wurde oberhalb des alten Reservoirs ein großes gebaut - mit einem Fassungsvermögen von 450.000 l Wasser.
Durch die starke Bevölkerungszunahme in den letzten Jahren wird das Problem der Wasserversorgung wieder aktuell, wie sich im vergangenen Sommer zeigte. So muss erneut an eine Erweiterung der Wasserzufuhr gedacht werden.


Quellen: Tiroler Nachrichten v. 22.10.1958,  Altbgm.RR R.Schuchter, Engelbert Raggl